
"Wer sich nach dem chaotischen Corona-Jahr nach Ordnung sehnt, kann den dritten Lockdown wunderbar zum Entrümpeln nutzen. Eine Ordnungsberaterin erklärt, wie es geht.
Sobald sich Anita Födinger-Meindl ein neues Kleidungsstück gönnt, ist eines gewiss: "Mindestens ein Teil muss im Gegenzug aus dem Kleiderschrank verschwinden", sagt die Grafikdesignerin aus
Schörfling am Attersee. Sie folgt diesem Grundsatz, um erst gar nicht zu viele Dinge anzuhäufen. "Besitz belastet", meint sie. "Je mehr Dinge man hat, desto unfreier ist man und desto mehr Arbeit
hat man." Vor wenigen Monaten hat die Oberösterreicherin ihre Ordnungsliebe zum Zweitberuf gemacht. Als gewerblich angemeldete Ordnungsberaterin unterstützt sie Menschen dabei, materiellen
Ballast abzuwerfen. Ihre Dienste bietet sie auch in Salzburg an. "Es tut gut, sich radikal von Überflüssigem zu befreien, aufzuräumen und Raum für Neues zu schaffen." Ordnung helfe einem im
schnelllebigen Alltag dabei, Beruf und Haushalt besser unter einen Hut zu bringen.
Seit die Japanerin Marie Kondo mit ihren millionenfach verkauften Büchern und einer Netflix-Serie ein regelrechtes Ordnungsfieber ausgelöst hat, wächst auch hierzulande die Zahl der
Aufräumcoaches. Sie halte jedoch nichts davon, Menschen eine Methode aufzuzwingen, jeder Fall sei individuell, meint Födinger-Meindl. Vielen Menschen falle es schwer, auszumisten und Dinge
loszulassen. "Das hat sich auch während der Coronapandemie gezeigt, wo die Leute viel mehr daheim waren als sonst."
Oft scheitere das Ausmisten daran, dass den Leuten die Menge an Dingen über den Kopf gewachsen sei. "Sie wissen nicht, wo und wie sie anfangen sollen." Anstatt das große Ganze zu sehen, solle man
im Kleinen beginnen, und zwar in dem Raum, in dem man sich am öftesten aufhalte. "Die größte Hürde beim Entrümpeln ist im Kopf", betont Födinger-Meindl. "Man hängt emotional an Dingen, weil
Erinnerungen daran geknüpft sind, doch mit den Dingen wirft man ja die Erinnerung nicht weg." Um sie zu bewahren, brauche man keinen Raum voller Andenken. Bewährt habe sich eine griffbereite
Erinnerungskiste mit den liebsten Stücken, die bei Bedarf jederzeit geöffnet werden könne. "Es geht darum, dass ich über die Dinge in meinem Leben bestimme und nicht umgekehrt."
Födinger-Meindl rät dazu, nicht lange zu überlegen, was man aufbewahren und was man entsorgen möchte. "Man nimmt die Dinge in die Hand, spürt in sich hinein und entscheidet dann zügig." Gelinge
es nicht, sich sofort von Dingen zu trennen, könne man sie in einer Kiste aufbewahren und nach einiger Zeit erneut durchgehen. Es bringe jedoch nichts, eine Kiste nach der anderen in die Ecke zu
stellen oder in den Keller zu räumen. "Damit verlagert man das Problem nur und verschiebt die Lösung." Komme einem der Satz "Das kann ich vielleicht später einmal noch brauchen" in den Sinn,
dürfe man sich davon nicht bremsen lassen.
Ein Ansatz von Marie Kondo habe sich bewährt, sagt die Oberösterreicherin. "Man türmt seine gesamte Kleidung auf einen Haufen, um sich bewusst zu machen, welchen Berg an Gewand man eigentlich
besitzt, und beginnt dann auszusortieren." Kleidungsstücke, die einem nicht mehr passen und die man schon lange nicht mehr getragen hat, gehörten ohne Wenn und Aber weg. Stücke, die noch schön
sind, kann man in den Altkleidercontainer werfen und verhilft ihnen damit zu einem zweiten Leben.
Ein Hort vieler unnützer Dinge sei meistens auch die Küche, betont Födinger-Meindl. "Man soll sich nicht scheuen, auch geschenkte Dinge, die man nicht braucht, wegzugeben." Das gelte etwa für
Gewürze, die nie zum Einsatz kämen, aber auch für Geschirr. Auch hier gilt: Wird ein neues Teil angeschafft, muss ein anderes weg. Es habe Sinn, Utensilien griffbereit zu verstauen, die man oft
verwende. Geräte und Geschirr, das man selten brauche, ließen sich verpackt in dekorativen, geschlossenen Boxen auf den Kästen aufbewahren.
Nach dem Entrümpeln stelle sich bei ihren Kunden ein Gefühl der Befreiung ein, sagt Födinger-Meindl. Die Raunächte seien übrigens gut geeignet, um sich von Überflüssigem und Belastendem zu
befreien. Besonders die Nacht auf 6. Jänner biete sich an.
Info: Hilfe beim Ausmisten und Ordnen bietet das Team von ordnungsservice.com. Födinger-Meindl ist für Salzburg, Vöcklabruck und
Gmunden zuständig. Das telefonische Erstgespräch ist unverbindlich und gratis, bei Auftragserteilung beträgt der Stundensatz 50 Euro. www.befreit.at"
Quelle: Barbara Haimerl